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Glossar

Dieses Glossar widmet sich ins besonderem Vinyl-Schallplatten und Covern von bildenden Künstlern sowie bestimmten Aspekten von Sound Art. Die angeführten Beispiele dienen lediglich der Information und sind nicht als vollständige Liste gedacht. 

Alle Definitionen dieses Glossars beziehen sich hauptsächlich auf Schallplatten und Cover der sechziger und siebziger Jahre.

This glossary is especially dedicated to vinyl records and covers of visual artists and certain aspects of sound art. The examples given are for information purposes only and are not intended to be an exhaustive list.

All definitions in this glossary refer mainly to records and covers of the sixties and seventies.

(Provisionally only in German)

 

Eine kurze Geschichte der Sound Art

1858: Léon Scott erfindet den 'Phonoautograph', ein Gerät, das die Reproduktion von Klang­schwingungen ermöglicht.

1877: Charles Cros beschreibt in seinen Aufsatz, das 'Paléophone', ein Gerät zur Reproduktion von Klang

1877: Edison läßt seinen 'Phonographen' patentieren, ein Gerät, das mittels eines Zylinders Klang aufnehmen  und reproduzieren kann.

1887: Emile Berliner schafft sein 'Grammophone'. Die Schellack-Platte ersetzt den Zylinder.

1894: Der erste Schallplattenspieler erscheint auf dem Markt.

1899: Gründung des Klangarchivs der wissen­schaftlichen Akademie in Wien.

1904: Odéon veröffentlicht Schallplatten, die auf beiden Seiten Ton tragen.

1913: Marcel Duchamp komponiert sein "Erratum Musical".

1913: Luigi Russolo schafft "Intonaromuri".

1916: Dada-Abend im Cabaret Voltaire in Zürich.

1917: Eric Satie komponiert "Musique d'ameublement"

1918: Raoul Hausmann schreibt seine ersten optophonischen Gedichte.

1919: Erfindung des elektrischen Plattenspielers.

1920: Die erste Flexidisc erscheint auf dem Markt.

1922: Darius Milhaud beginnt Experimente mit Stimmtransformation durch Variation der Plattengeschwindigkeit.

1925: Zum ersten Mal wird eine Platte als Beilage in eine Zeitschrift eingefügt. (Kurt Schwitters’ "Sonate in Urlauten" in Merz, Nr 13).

1930: Paul Hindemith und Ernst Troch verwerten Schallplatten um Sound-Montagen zu erstellen.

1933: RCA gibt die ersten picture discs heraus . Dieses Format hat bis 1970 nicht das Interesse bildender Künstler geweckt.

1935: Das Plattencover wird zum Träger bildnerischer Gestaltung.

1937: AEG/Telefunken produziert das Tonband, das erste Gerät, das Magnetband benutzt.

1939: John Cage "Imaginary Landscape #1", ein Konzert für zwei Plattenspieler mit variabler Geschwindigkeit, Testplatten, Klavier und Becken.

1948: Columbia gibt die erste “Langspielplatte” heraus. Vinyl ersetzt Schellack bei der Produktion von Schallplatten.

1956: Die ersten Klangskulpturen werden von Jacques und Yvonnes Lasry und den Baschet-Brüdern  entwickelt.

1963: Die ersten Kassettenrecorder erscheinen auf dem Markt.

1969: Publikation eines Katalogs in Form einer Schallplatte für die Ausstellung "Art by Telephone" im Museum of Contemporary Art, Chicago.

1973: "Record as Artwork", erste Ausstellung zum Thema “Künstlerschallplatten”, organisiert von Germano Celant im Royal College of Art, London.

1974: Gründung des Archive for Small Press & Communication in Antwerpen. In dieser Sammlung ist eine große Abteilung den Klangarbeiten gewidmet.

1978: Philips verkündet die Erfindung der Compact Disc.

Glossar

A  B  C  D  E  F  G  H  I  J  K  L  M  N  O  P  Q  R  S  T  U  V  W  X  Y  Z

A

 

AKTIONS-POESIE
Eine Form von Klang-Poesie, die auch die Bühne und die  Aufführung nutzt und dabei Aufnahmen, Aktionen und verbo-vokale Experimente verbindet.
Bsp.:
- Dokumentiert im Buch : Françoise Janicot, 
"Poésie en action", Loques / Nèpe, Issy-les-Moulineaux,  1984

ANTHOLOGIE
Im Lauf der siebziger Jahre wurden einige Anthologien von Klangarbeiten bildender Künstler auf  Schallplatte veröffentlicht. Den ersten „Airwaves“-Platten folgten  andere Anthologien, darunter manche thematische, die z.B. Fluxus oder Klangskulpturen gewidmet waren.
Bsp.: 
- Erste Anthologie: "Airwaves", One Ten Records, New York 1977.
-"Fluxus Anthology", Zona Archives, Firenze, 1989
Einige Projekte, die Arbeiten verschiedener Künstler aus dem Bereich Klangpoesie zusammenfügen, waren schon zuvor umgesetzt.
Bsp.: 
- "Text-Sound-Compostion", Fylkingen Records, Stockholm,  1968-1970.
- "Phonetische Poesie", Franz Mon, Luchterhand Schallplatte, Deutschland 1971

AUDIO-KASSETTE
Die Verfügbarkeit von Kassettenrecordern seit 1963 und damit die Möglichkeit, zuhause Kassetten aufzuneh­men, ermöglichte es vielen Künstlern und kleinen Verlagen, Kassetten herauszugeben, die sie je nach Nachfrage vervielfältigten. Es war nicht nötig, große Geldsummen zu investieren oder etwa 500 Vinyl-Schallplatten zu pressen (die Mindestauflage). Die Rechte von Copyright-Organisationen zu erhalten war ebenfalls kein Thema mehr.
Diese neue Form des Veröffentlichens – wie die Fotokopie für Bücher – erlaubte es, Kunstwerke unabhängig und für ein kleines Publikum zu verbreiten.
Bsp.: 
- S Press, München
- Audio Arts, London
Außerdem entstanden kollektive Projekte, vergleichbar den Assemblings im Bereich gedruckter Publikationen.
Bsp.:
- Vec Audio Exchange, Maastricht

AVANT-GARDE
In der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts erforschten viele Künstler neue Wege im Bereich Klang, so z.B. die Dadaisten mit ihren verbo-vokalen Arbeiten oder die Futuristen, die verschiedene Klangexperimente durchführten.
Beide Bewegungen organisierten öffentliche Aufführungen ihrer Werke, und so waren Happening und Performance geboren.
Einige Komponisten –wie Erik Satie- und John Cage in den fünfziger Jahren, beeinflussten Musiker und die kreativen Konzepte von Künstlern aller Richtungen, indem sie etwa Objekte in das Klavier einfügten oder Stille zu einem Musikstück erklärten.

B

 

BEILAGE
Klangarbeit im Plattenformat, einer Publikation bei­gefügt. Dies war besonders in den siebziger und achtziger Jahren gebräuchlich.
Bsp.:
- Kurt Schwitters: "Die Sonate in Urlauten" 
in: "Merz" nr.13 (1925).
- Laurie Anderson: "Let X=X" in: "Artforum", New York, February 1982
Siehe auch “Flexidisc”

C

 

COMPACT DISC
Compact discs (CD) erschienen erstmals Anfang der achtziger Jahre auf dem Markt und lösten bald die Vinyl-Schallplatte ab. Ihr Format erlaubt jedoch nicht die komplexe und subtile Verbindung visueller und akustischer Aspekte, die ein besonderes Merkmal von Künstlerschallplatten ist, trotz wiederholter Versuche, diese Schwierigkeit zu überwinden.
Als Beilage in Katalogen ist die CD ein gebräuchliches Medium geworden, vergleichbar den visuellen Repro­duktionen von Kunstwerken.

COVER
Ursprünglich bestanden die Cover von 25 cm (78 rpm)-Schallplatten aus Papierhüllen, die in der Mitte mit einem Loch in Größe des Labels versehen waren. So waren Titel der Arbeit und Name des Interpreten klar sichtbar.
Auf diesen nicht-illustrierten Covern war der Name der Plattenfirma angegeben. Mit dem Aufkommen der 33-rpm-Schallplatte 1935 begann man, Cover als Träger von Illustrationen zu nutzen.
Wenn bildende Künstler Schallplatten produzierten, schufen sie zur Illustration des Covers eine Arbeit für diesen Zweck, ein eigenständiges Kunstwerk.. Viele Künstler gestalteten Doppelcover für Doppel-LPs, oftmals mit Beilagen, Heftchen, Photographien oder Dokumenten, die mit dem Entstehen der aufgenommenen Klangarbeit in Verbindung stehen oder die Installationen und Performances zeigen.
Die Einheit der Schallplatte als Tonträger und dem Cover als Bildträger erlaubt es dank ihres großen visuellen Reichtums dem Betrachter, auf unerwartete Art die künstlerische Evolution einer besonders fruchtbaren Periode der Nachkriegszeit zu entdecken.
Bsp.:
- Yves Klein. "Conférence à la Sorbonne",  CNAC, 
Paris 1959.
- Jean Dubuffet. "Expériences musicales", Galleria del Cavallino, Venezzia 1961.
- Lawrence Weiner. "Having been done at", G.E.Sperone/K.Fischer, Roma 1973.

COVER (KOLLABORATIONEN) 
Einige bildende Künstler wurden von Komponisten oder Musikern gebeten, die Cover ihrer Schallplatten zu kreieren.
Bsp.:
- Roy Lichtenstein: "Bobby O. I Cry For You", 
BMC Records, Belgium 1983.
- Sol LeWitt/ Phillip Glass. "Music in Twelve Parts", Virgin Records Ltd., London 1988.
Auch Pop- oder Rockgruppen nahmen regelmäßig die Dienste der Künstler in Anspruch.
Bsp.:
- Richard Hamilton/The Beatles. "The Beatles", 
Apple Records, London 1968.
- Roy Adzak/Rolling Stones. "Emotional Rescue", EMI, 1980.
- Gerhard Richter/Sonic Youth. ”Daydream Nation”, Torso, 1988.

D

 

DISKOGRAPHIE
Eine methodische nach Thema oder Namen geordnete Liste von Schallplatten mit praktischen Informationen (Titel, Herausgeber, Datum, usw.)
Zur Zeit findet man selten ausführliche Diskographien zu Schallplatten von bildenden Künstlern oder Klang­poeten.
Bsp.:
- "Broken Music", daadgalerie, Berlin 1989.
- Christian Scholz. "Untersuchungen zur Geschichte und Typologie der Lautpoesie", Gertrud Scholz Verlag, Obermichelbach  1989
Einige Kataloge von Künstlern, die viel im Bereich Sound Art arbeiten, oder Bücher über Soundpoeten enthalten komplette Diskographien.

DOKUMENTE
Viele Aufnahmen werden zu Dokumenten, wenn sie das Ergebnis einer Aufnahme von Happenings, Perfor­mances, Konzerten, Vorträgen, Lesungen oder anderer Aktionen sind.
Bsp.:
- Hermann Nitsch: "Musik der 60.Aktion, Berlin 
1973", Dieter Roth's Verlag, Stuttgart 1979
Oder auch von Interviews.
Bsp.:
- Audio Arts, London

E

 

EXPERIMENTE
Für manche Künstler blieb das Schaffen von Klang­arbeiten ein einmalig durchgeführtes Experiment.
Bsp.:
- Karel Appel, "Musique barbare", The World's
Window, Baarn 1963.
Andere machten sie zu einem grundlegenden Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit.
Bsp.:
- Hanne Darboven
- Terry Fox
- Michael Snow
Für die Klangpoeten wurde die Schallplatte zu einem unerlässlichen Medium zur Verbreitung ihrer Werke. 

F

 

FLEXIDISC
Eine Platte von 17 cm Durchmesser, gepresst auf einen flexiblen Träger, empfindlich, günstig zu produzieren, jedoch von ziemlich durchschnittlicher Qualität. Flexidiscs wurden oft Zeitschriften oder Büchern als Beilage beigefügt.

„FREE MUSIC“ / „FREIE MUSIK“
Einige „Free Music“- oder Improvisationsgruppen, deren Mitglieder bildende Künstler waren, formierten sich im wesentlichen in den achtziger Jahren.
Bsp.:
- Alan Davie
- A.R. Penck
- Attersee

G

 

GERÄUSCHE / LÄRM
Die Futuristen betitelten einen Bereich ihrer Arbeiten als „The Art of Noise“ . Sie fügten in ihre Arbeiten Geräusche von Flug­zeugen, Lokomotiven etc. ein und schufen Objekte, ja sogar ganze Orchester, deren Zweck es war “Geräusche“/“Lärm“ zu machen.
Bsp.:
- Luigi Russolo: "Intonarumori", 1913.
Heute verwenden manche Gruppen ebenfalls “Geräusche” oder Maschinen- und Industrieklänge in ihren Arbeiten.
Bsp.:
- Vivenza, Grenoble

K

 

KLANGPOSIE / SOUND POETRY
So wie sich die visuelle Poesie von den Beschränkungen des traditionellen Seitenlayouts löste, hat die Klangpoesie das Wort von der Seite befreit. Dichter haben mit Hilfe des Tonbands viele neue Wege erforscht und Möglichkeiten der Klangmanipulation entdeckt. Manche Arbeiten haben jegliche Form von Semantik verlassen und sich aus der Sicht des Außenstehenden in Richtung elektronischer Musik entwickelt. Da die Stimme das einzige oder das Hauptmaterial ist, werden diese verbo-vokalen Arbeiten weiterhin als „Klangpoesie“ oder „konkrete Poesie“ bezeichnet. In manchen Fällen kann man jedoch angesichts der Wirkung, die durch die benutzte Technik erzielt wird, den Begriff „elektronische Poesie“ verwenden.
Bsp.:
- "Futura Poesia Sonora", Cramps Records, 
Milano 1978.
Die Arbeiten der Beat Generation, in ihrer Individualität oft der Klangpoesie zugerechnet, existierten ur­sprünglich in geschriebener Form, wurden dann aber oftmals auch auf Schallplatte veröffentlicht.
Bsp.:
- "John Giorno Poetry System", New York.

KONZERT
Die Fluxus-Gruppe hat unter dem Impetus George Maciunas’  vor allem in Deutschland und New York zahlreiche Veranstaltungen organisiert, die als „Konzert“ bezeichnet wurden. Diese Ereignisse umfassten Performances (mit Klang oder ohne), Filme oder Vokal-Experimenten.
Auch heute werden noch Fluxus-Konzerte organisiert, die die Partituren der Original-Konzerte verwenden und auch oft von den Original-Protagonisten aufgeführt werden.
Bsp.:
- Fluxus concert, Reuben Gallery, New York 1959.
- Fluxus concerts, Wiesbaden, 1962.

L

 

LABEL
Während die meisten Label konventioneller Schallplatten in der Regel nur sachlich-technische Angaben enthalten, sind viele Label-Gestaltungen auf Künstlerschallplatten das Ergebnis von sorgfältigen künstlerischen Über­­legungen. Oft sind sie integraler Bestandteil der Gesamtkonzeption des Kunstwerks.

N

 

NEUAUFLAGE
In der breiten Öffentlichkeit und in der Musikwelt blieben die Klangarbeiten von bildenden Künstlern und Klang­poeten lange Jahre unbekannt. In letzter Zeit ist jedoch ein wachsendes Interesse an diesen Werken zu verzeichnen. Den Beweis liefern zahlreiche Neuaus­gaben von Arbeiten dieses Bereichs.
Bsp.:
- ”OU.Sound Poetry. An Anthology”, Alga Marghen, Milano 2002.

P

 

PARTITUR
Mit wenigen Ausnahmen entstehen die Klangarbeiten bildender Künstler ohne Verwendung einer Partitur. Es gibt kein Stadium zwischen Konzeption und Realisation der Arbeit. Andererseits beruht die Arbeit einiger Klangpoeten in einigen seltenen Fällen auf einem Text, der als eine Art Partitur angesehen werden kann.
Viele Künstler haben Notenpapier oder Notenständer für ihre bildnerischen Arbeiten verwendet. Umgekehrt ähneln viele Partituren von Musikern bildkünstlerischen Arbeiten, für den Nichteingeweihten kaum zu entziffern.
Bsp.:
- John Cage, "Notations", Something Else Press, New York 1969.
- Gerhard Rühm, "Thema mit Variationen", Herbstpresse, Wien 1992.

PHONOGRAPH 
Ein 1877 von Thomas Edison erfundenes Gerät, um Stimmen, Reden und Vorträge aufzuzeichnen und wiederzugeben. Er war sich kaum der Tatsache bewusst, dass sein Gerät für musikalische Zwecke interessant sein könnte.
Seit ihrer Erfindung waren der Phonograph und die Schallplatte die grundlegenden Vehikel für Musik, auch wenn sie heute durch die CD abgelöst sind.
(Siehe auch „Schallplatte“ )

PICTURE DISC
Eine Platte mit bedruckter Bildfläche, die aber noch abspielbar ist.
Bsp.:
- Laibach: "Sympathy for the devil. Sympathy for 
the devil II", Mute Records, London 1988.
- Ror Wolf: "Der Ball ist rund –Schwierigkeiten beim Umschalten", Edition RZ, Berlin 1987 (1978/79).

PLAGIAT
Viele Soundtracks oder Werbespots beeindrucken ihr Publikum mit „Innovationen“, die im Grunde dem reichen Klanguniversum der bildenden Künstler und Klangpoeten entnommen sind.

RADIOKUNST
Arbeiten, resultierend aus der Montage oder Manipulation aufgenommener Radiosendungen.
Arbeiten, die auf eher willkürliche Art Radiosendungen aufnehmen, um sie dann in Live-Aufführungen zu verwenden. Schon die Futuristen gingen so vor.
In Deutschland entstanden mit „Hörspielen“ speziell für das Radio geschaffene Produktionen.

S

 

SCHALLPLATTE
Wie der Name schon sagt [im Französischen „disque“ = Scheibe / Schallplatte] handelt es sich um ein flaches, rundes – in der Regel schwarzes – Objekt. Es gibt jedoch auch farbige oder mit Bildern bedruckte Platten (siehe „Picture Disc“). Das benutzte Material, z.B. Schellack oder Vinyl, variiert je nach Entstehungszeit. Ebenso das Format: Die gebräuchlichsten Formate messen 17, 25 oder 30 cm im Durchmesser.
Schallplatten werden meistens für Musikaufnahmen verwendet, sind aber überraschender Weise und mit Begeisterung von bildenden Künstlern entdeckt worden. Für Klangpoeten sind sie ein unerlässliches Medium. Heute werden Vinyl-Schallplatten von vielen Sammlern geschätzt und begehrt.

 

SOUND ART / KLANGKUNST
Sound Art unterscheidet sich von traditioneller Musik. Bildende Künstler entdeckten mit ihren Klangarbeiten einen Bereich, der zuvor ausschließlich Musikern vorbehalten war. Die Nachkriegskunst öffnete die Grenzen von Malerei und Skulptur. Bildende Künstler beseitigten die Hürden, die bis dahin von traditionellen Kunstbewegungen aufgestellt wurden. So wie sie Installationen, Bühnenaufführungen und Happenings initiierten, entdeckten und nutzten sie das reiche Klanguniversum als integralen Bestandteil ihrer Werke.
Viele dieser Arbeiten wurden auf Vinyl-Platte bewahrt und verbreitet. Einige Klangarbeiten entstanden zielgerichtet für die Veröffentlichung auf Schallplatte.

T

 

TECHNIK
Selten verwenden die Künstler – ob bildende Künstler oder Klangpoeten - für ihre Werke eine anspruchsvolle Technik. In den meisten Fällen sind die Arbeiten das Ergebnis von „do-it-yourself“- Aufnahmen.

TEXTE
Viele Schallplatten-Aufnahmen basieren auf Texten von Künstlern, darunter theoretische Texte, Pamphlete oder Zusammenfassungen von Vorträgen.
Bsp.:
- Antoni Tàpies. "Communication sur le mur", Erker-Verlag, St.-Gallen 1976.

- "Word of Mouth. Vision N°4", (Arbeiten von Marina  Abramovic, Laurie Anderson, Chris Burden, Daniel  Buren, John Cage, Bryan Hunt, Joan Jonas, Robert  Kusher, Brice Marden, Tom Mariono, W. T. Wiley), Crown Point Press, Oakland 1980.

TONBAND
Dieses Gerät, das ein Magnetband verwendet, wurde erstmals 1937 von der Firma AEG/Telefunken auf den Markt gebracht. Seit den sechziger Jahren ist „Revox“ das von Künstlern bevorzugte Modell, dank der Vielzahl von Möglichkeiten, den Ton zu beeinflussen und zu manipulieren. Das Tonband ermöglichte es Künstlern zudem erstmals, ihre Arbeiten selber aufzunehmen, ohne auf ein professionelles Studio angewiesen zu sein. Ihre Aktionsfreiheit erweiterte sich.

U

 

URHEBERSCHAFT
Die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst, musi­kalische Experimente und neue Aufnahme­techniken gaben seit dem Ende der fünfziger Jahre Anstöße, neue Wege zu entdecken. Das Ergebnis spiegelt sich in einer Unmenge von Kreationen.
Während für die Musiker dieses Experimentieren fest in der musikalischen Tradition stand, ermöglichte es den bildenden Künstlern, alle Regeln frei von jeglichen Einschränkungen zu ignorieren.

V

 

VERBREITUNG
Die Klangproduktionen bildender Künstler und Klang­poeten in diversen Medien wurden fast vertraulich geschaffen und verbreitet.  Es war nicht möglich, diese Arbeiten in einem herkömmlichen Plattenladen zu finden.
Mund-zu-Mund-Propaganda war die Haupt-Informa­tionsquelle zu diesen Produktionen, neben einem Netzwerk einer begrenzten Anzahl von Buchläden und Galerien, die Künstlerpublikationen vertrieben. Die einzige Ausnahme zu dieser Regel war der Musikladen Gelbe Musik in Berlin, der seit 1981 ausschließlich Künstlerschallplatten verkauft. Heutzutage erhält man diese Werke eher bei Antiquaren als in Musik- oder Buchläden.

VERLEGER
Laurie Anderson erreichte mit ihrem von einer großen Plattenfirma herausgegebenen „O Superman“ die Spitze der Hitparaden. Dies war die Ausnahme von der Regel, da die meisten Werke dieser Art vom Künstler auf eigene Kosten herausgegeben, oder von kleinen Verlagen und Galerien im Rahmen von Projekten und Ausstellungen publiziert wurden.
Einige Verleger spezialisieren sich auf ausgewählte Richtungen, andere auf  bestimmte Tonträger, wie etwa die Audio-Kassette.
Bsp.:
- "Giorno Poetry  Systems", New York.
- “Alma Art“, Warsaw.

VINYL
Ein synthetisches Material, das seit 1948 Schellack als Material für die Produktion von Schallplatten abgelöst hat. Das neue Material erlaubte, feinere Rillen (microgrooves) auf eine Fläche von 30 cm Durchmesser zu pressen, so dass sich die Spieldauer verlängerte. Dieser Schallplatten-Typ erhielt verschiedene Bezeich­nungen: Vinyl, 33 rpm, microgroove, Langspielplatte oder extended play record.

W

 

WIEDERAUFLEBEN
In den letzten Jahren sind viele Vinyl-Platten erschienen, da Discjockeys sie für ihre Technik des Sampling und Scratching benötigen, bei der mehrere Platten simultan verwendet oder manipuliert werden. Einige bildende Künstler nutzen die Situation, um neue Arbeiten auf Vinylplatte herauszugeben.