Ulises Carrión (1941 - 1989) spielt in der jungen Geschichte der Künstlerpublikationen eine wichtige Rolle. Der aus Mexiko stammende Autor, Künstler, Buchhändler und Herausgeber leistete einen bedeutenden Beitrag zur frühen Definition des Künstlerbuchs und verhalf der Gattung zu seiner kunstgeschichtlichen Bedeutung. Er führte mit Other Books and So zwischen 1975 und 1979 einen der ersten, durch einen Künstler betriebenen Buchladen ausschließlich für Künstlerpublikationen. Künstlerbücher, Künstlerpostkarten, Klangkunst auf Schallplatten und Künstlerzeitschriften waren das Angebot, ebenso organisierte Carrión in vier Jahren 50 Ladenausstellungen, unter anderem mit Allan Kaprow, Dick Higgins und Jiri Valoch. Das Projekt entwickelte sich zu einem wichtigen Treffpunkt der internationalen Künstlerszene und gilt als Vorreiter für viele als Kunstprojekt betriebene Ladengeschäfte und Verlage.
Die zur Eröffnung verteilte Postkarte beschrieb das Projekt als "a space for the exhibition and distribution of other books, non books, anti books, pseudo books, quasi books, concrete books, conceptual books, structural books, project books, plain books, multiples, posters, postcards, records, cassettes.“ Carrións Interesse galt allem, was an unkonventionellem und experimentellem in Buchform erschienen ist. Später erweiterte der sein Arbeitsfeld auf die Mail Art, organisierte zahlreiche Ausstellungen dazu und gab gemeinsam mit Aart van Barneveld und Salvador Flores die Zeitschrift Ephemera heraus, ein Magazin zu Mail Art und ephemerer Kunst.
Carrión studierte in Mexiko Literatur und Philosophie und siedelte nach einer erfolgreichen Zeit als Autor zum Studium nach Paris, Deutschland, England und schließlich in die Niederlande. Dort begann er, seine künstlerische Arbeit auszuweiten auf visuelle, bildende Kunst und produzierte sein erstes Künstlerbuch, dem viele weitere folgten. Sein Oeuvre umfasst neben Künstlerbüchern auch unikalere Werke, Performance, Film und Video, Klangkunst, ebenso wie Theorie um Kunst und Gesellschaft.
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