Titel: falamaleikum (Track 01)
Albumtitel: Laut und Luise, Hosi+anna
Herausgeber: Verlag Klaus Wagenbach, Berlin
Datum: 1968/1971, publ.1983
Medium: record 30 cm
Das Lautgedicht falamaleikum gehört durch seinen Sprach- und Wortwitz zu Ernst Jandls bekanntesten Werken. Das Gedicht besteht aus sieben Zeilen, wobei die erste Zeile –falamaleikum – auch als Titel verstanden werden kann. Jandls Lautgedicht ist zum lauten Lesen bestimmt, das erst durch den Vortrag seine besondere Wirksamkeit entfaltet.
Wie in der konkreten Poesie und der Lautpoesie üblich gibt es keine Großbuchstaben und jede Zeile scheint nur aus einem langen Wort zu bestehen.
falamaleikum
falamaleitum
falnamaleutum
falnamalsooovielleutum
wennabereinmalderkrieglanggenugausist
sindallewiederda.
oderfehlteiner?
Titel und erste Zeile verweisen auf die arabische bzw. hebräische Grußformel „salam aleikum“ oder „scholem alechem“ (Friede sei mit euch), die durch den Austausch von Buchstaben verfremdet wird. Was wie ein Sprachfehler wirkt und die Hörer/innen zum Lachen bringt, klingt aber auch wie eine Beschwörungsformel. Durch die Häufung von a-Vokalen erinnert man sich an Zauberformel aus der Kinderliteratur wie Abrakadabra und Simsalabim.
Von Zeile zu Zeile werden die Wörter verändert. Während von der ersten in die zweite Zeile – falamaleitum – lediglich ein Konsonant ausgetauscht wurde, gibt es zur dritten Zeile –falnamaleutum – erste Lautverschiebungen. Mit der vierten, zentralen Zeile kommt es für Hermann Helmers zum pointenhaften Umschlag der Subsemantik in die Semantik, des abstrakten in ein konkretes Gedicht. „fallnamalsooovielleutum“ lässt sich aus dem Wiener Dialekt übertragen als „fallen aber mal so viele Leute um“ verstehen. Auch in den folgenden drei Zeilen werden die Sequenzen von Phonemen weiterhin ohne Trennung aneinander geschrieben, doch die Worte sind hier eindeutig erkennbar: „Wenn aber einmal der Krieg lang genug aus ist, sind alle wieder da. Oder fehlt einer? (Hermann Helmers: Lyrischer Humor. Strukturanalyse und Didaktik der komischen Versliteratur. S. 47.)
Jandl selbst bezeichnete falamaleikum als Antikriegsgedicht, bei dem die Hörer/innen erst lachen-müssen und dann eigentlich nicht-mehr-lachen-können.